„Bin ich im Raum?“, so fragte ich mich kürzlich bei einem Termin mit einer Führungskraft. Herr X hatte um diesen Termin gebeten. Als ich sein Büro betrat, hob er nur kurz den Kopf. Er blieb auf seinem bequemen Bürostuhl sitzen und bot mir von dort aus einen Platz am weit entfernten kleinen Besprechungstisch an. Mit den Worten: „Einen Augenblick bitte!“, vertiefte er sich noch einmal in seine Mails.
Das sich anschließende kurze Gespräch führte Herr X dann doch tatsächlich von seinem Schreibtisch aus, während ich einige Meter entfernt am Besprechungstisch saß.
Was hatte ich erwartet?
Ich hatte Anstand erwartet! – Wenn eine Führungskraft zum Gespräch einlädt, erhebt sie sich wenigstens kurz von ihrem Chefsessel, sobald der Gast das Büro betritt. Im Idealfall kommt der Gastgeber dem Gast entgegen und begrüßt ihn mit einem freundlichen Händedruck. – Das hatte ich erwartet!
Wertschätzung macht den Unterschied
Während dieser kurzen Begegnung wurde ich an ein Erlebnis aus meiner Kindheit erinnert. Mein Vater war auch Führungskraft. Als selbständiger Unternehmer leitete er als Malermeister einen Handwerksbetrieb. In den Wintermonaten, wenn es wenig Außenarbeit gab, stand unsere Garage voll mit Klappläden. Das ganze Jahr über waren diese Fensterklappläden aus Holz der Witterung ausgesetzt. Das machte es von Zeit zu Zeit erforderlich, dass diese Fensterläden generalüberholt werden mussten. Und diese Arbeit war eine typische Tätigkeit während der Wintermonate.
Das werde ich nie vergessen
Ich war zehn oder elf Jahre alt und durfte meinem Vater bei dieser Arbeit helfen. Natürlich war es zunächst eine sehr schmutzige Tätigkeit. Die alte Farbe musste abgetragen, das Holz abgeschliffen und abgebürstet werden. Diese Arbeit bereitete mir nicht nur Freude. Ganz besonders mühsam war das Schleifen zwischen den Holzlamellen. Doch ich wusste: „Papa würde mich nicht nur die „Drecksarbeit“ verrichten lassen.“ Nach dem Abschleifen und Abbürsten durfte ich den ersten Anstrich auftragen. – Das war ein ganz besonderes Highlight für mich. – Klar, den deckenden Schlussanstrich trug mein Vater, der Fachmann auf. Doch diese Form der Wertschätzung werde ich nie vergessen!
Erst viel später lernte ich „Die fünf Sprachen der Mitarbeitermotivation“ [1] kennen. Dr. Gary Chapman und Dr. Paul White kommen zu dem Ergebnis, dass es völlig ineffektiv ist, wenn eine Führungskraft seine Mitarbeiter alle nach demselben Schema wertschätzt. Wer seine Mitarbeiter alle nach dem „Gießkannenprinzip“, d.h. auf dieselbe Art und Weise wertzuschätzen versucht, vergeudet dadurch nur Zeit und Energie. Wer jedoch die individuelle „Sprache der Wertschätzung“ seiner Mitarbeiter kennt, erhöht nicht nur die Mitarbeitermotivation, sondern letztendlich die Unternehmensrendite.
Die fünf Sprachen der Wertschätzung sind
- Lob und Anerkennung
- Sich Zeit nehmen
- Hilfsbereitschaft
- Geschenke
- Körperkontakt (z.B. ein freundlicher Händedruck)
Zurück zu meinem eingangs erwähnten Beispiel. – Wie wenig hätte es die Führungskraft gekostet, sich von ihrem Chefsessel zu erheben und mich persönlich mit einem freundlichen Händedruck „Willkommen!“ zu heißen. – Wie wenig kostet Wertschätzung!
Vielleicht überlegen Sie gerade, wie Sie Ihre Mitarbeiter gezielter wertschätzen können? – Kompliment! – Doch würde ich Sie zunächst gerne dafür gewinnen, Ihre eigene „Sprache der Wertschätzung“ kennenzulernen.
Konkret
Sie werden sehen, sobald Sie Ihre persönliche „Sprache der Wertschätzung“ kennengelernt haben, wird es Ihnen zum Bedürfnis, auch Ihre Mitarbeiter gezielter wertzuschätzen!
Lassen Sie uns darüber ins Gespräch kommen!
[1] Chapman, Gary & Paul White. 2013. Die fünf Sprachen der Mitarbeitermotivation. Marburg: Verlag der Francke-Buchhandlung