Als Führungskraft sind sie nicht da, wenn sie gebraucht werden. – Selbst dann, wenn die Hütte brennt!
Ich rede von der Freiwilligen Feuerwehr in meinem kleinen beschaulichen 600 Einwohner zählenden Heimatdorf. Übung, um einen Brand zu löschen hatten sie. Sie trafen sich schließlich wöchentlich zur Feuerwehrübung. Und das nun schon seit mehr als 80 Jahren.
Das gehört zum guten Ton
In manchen Familien gehörte es zur Tradition und zum guten Ton. Opa war bei der Freiwilligen Feuerwehr, Papa ist bei der Freiwilligen Feuerwehr und somit war klar, welches Ehrenamt der Sohn ausüben würde.
Unser Dorf war bestens gerüstet für den Ernstfall. Und tatsächlich alle drei bis vier Jahre, völlig überraschend – was ein Feueralarm so an sich hat – ertönte der Sirenenalarm.
Auf den Ernstfall vorbereitet
Ich erinnere mich noch sehr gut an den ersten Brand, den ich als Kind in meinem Heimatdorf miterlebte. Unsere Feuerwehrkameraden waren relativ gut auf den Ernstfall vorbereitet. Innerhalb von nur wenigen Minuten, was bei einer Freiwilligen Feuerwehr richtig gut ist, versammelten sich zwischen zehn und 15 Männer am Feuerwehrhaus zum Einsatz. Doch es gab da ein Problem! Im Feuerwehrauto war der Sprit alle.
Mein Vater, der als selbständiger Malermeister zufällig in der Nähe der in Flammen stehenden Scheune arbeitete, schnappte seine größte Leiter und stellte sie an die entsprechende Hauswand. So konnten die zu Fuß heraneilenden Feuerwehrmänner ihren Löscheinsatz schon einmal mit Eimern beginnen.
Geistesgegenwärtig fuhr mein Vater zum Feuerwehrhaus, überreichte dem Fahrer des Feuerwehrautos, der noch immer vergeblich das Fahrzeug zu starten versuchte, seinen kleinen 5l-Benzinkanister und griff nach ein paar großen Kanistern. Damit fuhr er in den Nachbarort zur nächsten Tankstelle, um das Feuerwehrauto schnellstmöglich flott zu bekommen.
Wer holt die Kohlen aus dem Feuer
… doch der zweite folgt sogleich! – Jahre später, der nächste Brand. An einem Sonntag hatte die Freiwillige Feuerwehr einen Reisebus gemietet und war zu ihrem alljährlichen Feuerwehrausflug aufgebrochen. – Als die Sirene ertönte, weil ein Wohnhaus in Flammen stand, war die gesamte Mannschaft der Freiwilligen Feuerwehr fröhlich und beschwingt im Doppeldeckerbus in Frankreich unterwegs. – Weit, weit weg!
Im Coaching begegnet mir oft die Führungskraft, die mich an die Freiwillige Feuerwehr in meinem Heimatdorf erinnert. – Immer, wenn die Hütte brennt, ist er oder sie nicht da. So als hätten sie einen Riecher dafür, wenn es brenzlig wird. Die Kohlen müssen andere für sie aus dem Feuer holen. Maximal geben sie noch aus der Entfernung – vom grünen Tisch – ein paar kluge Ratschläge. Aber sie selbst machen sich die Finger nicht schmutzig.
Nur, so lassen sich Brände nicht löschen. – So werden beispielsweise Brandherde schlechter Kommunikation nicht kleiner. Und Brandnester von Misstrauen und „Im-Stich-gelassen-werden“ flammen in der Mitarbeiterschaft immer wieder auf.
Konkret
- Wie gehen Sie als Führungskraft mit Brandherden in Ihrem Unternehmen um?
- Wer holt bei Ihnen den „Sprit“ wenn´s brennt?
- Schicken Sie andere voraus, die sich an den Glutnestern in Ihrem Unternehmen die Finger verbrennen sollen?