Wenn das stimmt, dann ist es Gnade, dass es Dich gibt. Dann ist es Gnade, dass Du heute Morgen aufstehen konntest. Dann ist es Gnade, dass Du Arbeit hast und arbeiten kannst. Dann ist es Gnade, dass Du selbstständig atmen kannst.
Vor einigen Monaten erhalte ich in Berlin auf Geschäftstreise die Nachricht, dass meine Mutter einen Schlaganfall mit extremer Einblutung am Hirnstamm hatte. Notarzt, Rettungswagen, Rettungshubschrauber!
Bis ich wenige Stunden später in der Kopfklinik in Heidelberg eintreffe, liegt sie künstlich beatmet auf der Intensivstation. Wenige Stunden später verstirbt sie.
Es ist Gnade, dass Du selbstständig atmen kannst und dass Du lebst ist Gnade!
Mir könnet älles…
Kürzlich suchte unsere Landesregierung nach einem neuen Slogan für Baden-Württemberg. – Das Rennen machte der Vorschlag: „Baden-Württemberg – Simply cleverle!“
Wow, darauf sind wir Badener und Schwaben mächtig stolz … auf unsere Cleverness! – „Mir könnet schließlich älles …“
Stimmt das? Können wir alles? – Die Stimmung im Ländle scheint zu kippen. Greta sagt uns, dass der Weltuntergang bevorsteht.
Die Automobilindustrie steht vor einem historischen Tiefpunkt. Abgasskandale, internationale Zollstreitigkeiten, Unsicherheiten auf dem Absatzmarkt lassen die Produktion ins Stocken geraten.
Unsere Welt seufzt
Seit drei Jahren steht „Brexit“ als große Unbekannte in der EU-Gleichung. Syrienkonflikt, Antisemitismus, Terror, Flüchtlingswelle, Islamisierung, … Die Welt stößt einen Seufzer nach dem anderen aus.
Und längst ist klar, selbst noch härtere Arbeit und noch mehr Überstunden bringen nicht die Wende. Noch mehr Cleverness und bessere Analysen schaffen es nicht, uns die Angst vor der Zukunft zu nehmen.
Als Christ – in Führungsverantwortung – wird mir in dieser Zeit vor allem eines klar: Ich lebe und leite nach dem Prinzip Hoffnung, weil ich einen gnädigen Gott habe.
Ein Gott, der am Ende des Tages nicht nach meiner Cleverness fragt und meine Leistung nicht mit der Stoppuhr beurteilt.
Arbeiten für die Katz
Als Jesus sich nach seiner Auferstehung mit seinen Freunden trifft, sind diese gerade – wie sollte es auch anders sein – bei der Arbeit. Sie sind Fischer und haben die ganze Nacht umsonst gearbeitet. Für die Katz. Ohne Ergebnis. Kein Output.
Und Jesus fragt besorgt nach: „Jungs,
habt ihr nichts zu essen gefangen?“ – „Nein, eine lange aber erfolglose
Nachschicht liegt hinter uns.“ – „Dann fahrt nochmal raus auf den See“,
ermutigt er sie.
Und diesmal ist das Ergebnis überwältigend. Die durchtrainierten Männer können die Netze kaum ziehen.
Und was macht Jesus? Als echter Mann schmeißt er den Grill an. Fisch und Brot bruzzeln bereits vor sich hin, als seine Freunde an Land kommen.
Und längst ist diesen hartgesottenen und geschäftstüchtigen Jungs klar: Dieser gute Fang entspringt nicht unserer Leistung, unserem Können, unserem Wissen oder unserer Cleverness.
WIR schaffen es nicht.
Früher hat man uns Kindern gesagt: „Iss deinen Teller leer, dann wird das Wetter schön.“ – Heute sagt man uns: „Steig nie wieder in ein Flugzeug und verbanne Plastik aus deinem Alltag, dann wird die Klimakatastrophe abgewendet.“
Tatsache ist: Wir schaffen es nicht.
Und Gott weiß das längst. Zu dem Zeitpunkt, als sich die Türe des Paradieses hinter Adam und Eva schließt, weiß Gott, der Schöpfer des Universums: Ihr Menschen schafft es nicht.
Der Sabbat war ursprünglich genau dazu gedacht, aufzuhören mit unserem Leistungsstreben und sich auf Gott auszurichten.
Der Sonntag ist dazu da, von mir und meiner Cleverness weg auf Gott zu schauen. – Gott, ich schaffe es nicht.
Wir brauchen Gnade
Erstaunliche Gnade. – Gnade, die uns erlöst von diesem versklavten Leben, das nur nach Leistung und Anerkennung schreit. Nach Umsatz und Gewinn. Nach mehr und mehr und noch mehr.
Wir brauchen dringend einen Blickwechsel, weg von uns und unserer scheinbaren Machbarkeit, hin zu Gott, unserem Schöpfer. Hin zu Jesus, unserem ER-Löser. Dem, der uns löst und befreit von Machtgehabe, Gier, Arbeitssucht und Leistungsstreben.
Wir brauchen Gnade, um unsere Mitmenschen wieder wahrzunehmen.
Wir brauchen Gnade, um unsere Mitarbeiter wieder wertzuschätzen.
Wir brauchen Gnade, um Fehler zugeben zu können und um Vergebung zu bitten.
Und wir brauchen Gnade, um anderen ihr Versagen an uns vergeben zu können.
Was bleibt am Ende des Lebens?
Als mich die Nachricht vom Schlaganfall meiner Mutter erreicht, bin ich kurz davor, in Berlin in den Flieger zu steigen. Es ist ein trister, grauer Tag.
Wenige Minuten später stelle ich mein Handy auf „Flugmodus“. Mehr als eine Stunde, ohne weitere Nachrichten empfangen zu können. Eigenartigerweise ahne ich, dass es schlimm um meine Mutter steht. Als das Flugzeug die Nebeldecke durchbricht, strahlt die Sonne. Einen Augenblick lang habe ich den Eindruck: Es ist genau das, was meine Mutter gerade erlebt. – Durch den Nebel dieser Zeit und Welt, hindurch getragen zu werden in das Licht Gottes.
Was bleibt am Ende meines Lebens? – Die unbearbeiteten Mails im Posteingang? Die Überstunden und unerledigten Projekte? Die unerfüllten (beruflichen) Träume?